Der SPD-Europaabgeordnete Ismail Ertug, verkehrspolitischer Sprecher der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament, begrüßt mögliche Tests mit kostenlosem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Medienberichten zufolge erwägt die Bundesregierung, Busse und Bahnen in ausgewählten Städten testweise unentgeltlich bereitzustellen, um die Zahl privater Fahrzeuge zu reduzieren.
Die Maßnahme soll gegen die teils hohe Luftverschmutzung helfen und eine drohende Klage der EU-Kommission abwenden. „Der öffentliche Nahverkehr ist ein wesentlicher Faktor, um den Autoverkehr und damit auch die Luftverschmutzung zu reduzieren. Kostenloser ÖPNV könnte den Verkehr in Städten revolutionieren“, so Ismail Ertug.
Dass schon ein günstiger ÖPNV massive Verhaltensänderungen bewirken kann, zeige das Beispiel Wiens, so Ismail Ertug. „In Wien wurde das Jahresticket für umgerechnet 1 Euro pro Tag angeboten - in der Folge ist der Anteil der Autofahrer um 13 Prozent zurückgegangen und die Nutzung der Öffentlichen um 10 Prozent gestiegen. Diese einfache Maßnahme kann das Verkehrsverhalten der Menschen massiv verändern und damit einen riesigen positiven Effekt für Umwelt und Gesundheit haben.“
Damit die Rechnung aufgeht, müsse das ÖPNV-Angebot jedoch ausreichend groß sein, mahnt Ismail Ertug: „Bei der Diskussion um die Ticketpreise darf man nicht vergessen, dass in den Ausbau der Verbindungen und in die Infrastruktur investiert werden muss. Kostenloser oder günstiger Nahverkehr wirken nur, wenn die Nutzer auch schnell und zuverlässig von A nach B kommen.“
Die EU-Kommission hat Deutschland vor kurzem wegen zu hoher Stickoxid-Werte in Städten angemahnt und die Bundesregierung aufgefordert nachzubessern. Neben einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof drohen als letzte Konsequenz Fahrverbote.